Körperteile

Manchmal entdecke ich Sachen an meinem Körper, die vorher nicht da waren. Dieses Mal erschrak ich über die Falten in meinem Dekolleté. Seit wann sieht das so aus? Fast wie bei meiner Mutter. Ist das grässlich?

‘Love yourself more’ schreit es mir an allen Ecken entgegen. Ja ja. Aber so einfach ist das ja nun nicht. So ziemlich jeder hat doch Stellen an seinem Körper, die er nicht so super findet. Oder etwa nicht?
Bei mir waren das schon immer die Hände. Die Gelenke, kurze breite Stumpen mit krummen Fingernägeln, die man einfach nicht lang tragen kann. Schon als Teenie war ich traurig, dass ich nicht so coole lange Nägel in mega angesagten Farben tragen konnte wie andere Mädels. Das hat sich bis heute nicht wirklich geändert. Ich habe mich damit abgefunden und lackiere die kurzen doofen Stumpen.

Und sobald ich sexuell aktiv war, war da die Scham wegen meiner Vulva. Ich musste als Kind mal unwissentlich vergewaltigt worden sein oder einen fiesen Unfall gehabt haben. Wie anders kann es zu erklären sein, dass meine eine Schamlippe viel länger und ausgefranster aussieht als die andere?
Als die Jungs zu Männern wurden und ihre Köpfe zwischen meine Schenkel bewegen wollten, musste ich die Beine ganz schnell schließen. Sowas kann man doch keinem Mann zumuten! Oh, hatte ich ängstliche Gedanken voller Scham. Und einen Teil dieser Gedanken trage ich noch heute in mir. Verrückt, nach so viel sexueller Bildung meinerseits. Aber ja, immer noch denke ich, dass meine Vulva nicht sonderlich schön ist. Symetrischer wäre mir doch lieber. Gott sei dank habe ich irgendwann dieses Kunstwerk “The Great Wall of Vagina” von Jamie McCartney (http://www.greatwallofvagina.co.uk/home) gesehen. Gipsabdrücke von hunderten von Vulven. Erst da wurde mir so richtig klar welch unterschiedliches Aussehen eine Vulva haben kann.

Und nun, über 40 ärgere ich mich über mein Hüftgold. Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin sehr dankbar für meine Figur. Ich bin mein Leben lang schlank gewesen, mal mehr, mal weniger sportlich. Aber der Ring um die Mitte, der geht einfach nicht mehr weg. Gut, sicherlich würde das funktionieren, wenn ich viel meiner Freizeit und Mühe da rein investieren würde. Aber ehrlich, alleinerziehend, neben der Arbeit, dem Kind und den gefühlt ewig langen ToDo-Listen, müssen 1-2 Mal die Woche Joggen und der tägliche Frühsport reichen. Woher Zeit und Geld nehmen, umd das auch noch zu organisieren?

Apropos Hüftgold. Mein lieber Sexfreund hat eine ganze Liste von Synoymen dafür gesammelt: Muffitops, Fickzügel, Lovehandles, Speckröllchen, Rettungsring, Hüftspeck, erotische Nutzfläche. Unfassbar wie diese Stelle unseres Körpers anscheinend die Fantasie anregt.

Lieben? Meine Vulva? Meine Hände? Meine Hände, naja, die können schon viele tolle Sachen machen: festhalten, loslassen, streicheln, massieren, fingern usw. Aber lieben? Ich glaube das wär jetzt übertrieben. Bei meinem ehemaligen ‘Scham’bereich bin ich auf nem guten Weg. Aber meinen Hüftspeck bekämpfe ich nach wie vor. Und diese neu entdeckten Falten? Sollte ich die jetzt spontan lieben?

Da höre ich es schon wieder in meinem Kopf nachhallen:

‘Love yourself more’ – Ja, verdammt. Ich bin auf dem Weg!

Neue Wege

Oft dachte ich wie einfach es doch ist einen Jungen zu haben. Es gibt genug starke Vorbilder, Jungen bzw. Männern stehen alle Wege offen, Jungen setzen sich von Kindesbeinen an mit ihren Genitalien auseinander, sind oft mit starkem Selbstbewußtsein gesegnet. Alles easy.
Aber nein. Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Nicht wenn man einen Sohn hat, dessen Lieblingsfarben sich im roten Farbkosmos befinden, der eher der vorsichtige besonnene Typ ist, der mit den Draufgängern um ihn herum nichts anfangen kann, der lieber malt und bastelt anstatt zu raufen. Und der auf die Idee kommt mit zwei rot lackierten Fingernägeln in den Kindergarten zu gehen.
Traurig berichtete er mir am Nachmittag, dass er ausgelacht wurde. Morgen will er wieder so hingeghen und dem anderen Jungen sagen, dass er das halt schön findet. Proud mum!

Wir Mütter müssen auch den Jungen zeigen, dass es völlig okay und gut ist weibliche Facetten zu haben und auf der anderen Seite auch Frauen Dinge packen können wie Männer.

Wer es nocht nicht kennt. Meine Empfehlung für die Frauen von morgen:
Rebel Girls. von Elena Favilli, Francesca Cavallo, ISBN 978-3-446-25690-3

http://rebelgirls.co/ugly_truth

Gleitgel?

Ich bin nicht auf Stellungen festgelegt. Wär ja auch schade sich zu limitieren. Aber ich gestehe, ich mag es schon oft ne Spur härter. Gern von hinten. Ja, ich kann sagen, ich werde schon gerne gefickt. Ich liebe es, wenn ein Mann eine dominante Art hat. Er sich einfach mal nimmt was er will. Nicht so zaghaft ist oder sich gar nicht traut auch nur zu sagen was er mag oder nicht mag. Das ist tatsächlich etwas was ich auch beim Sexfreund vermisse. Eine natürliche Dominanz.

Dafür machen andere Dinge mit ihm Spaß. Analverkehr zum Beispiel. Vielleicht sollte ich ihn jetzt Analfreund nennen? Ha ha. Nein. Aber das ist immer so komplikationslos, natürlich, schön. Sehr befriedigend.
Wir können uns zusammen prima steigern vom Vorspiel mit Knutschen, über Lecken und Blasen bis zur vagnialen Penetration. Und flutsch wie selbstverständlich auch anal. Ich habe für Sex in meinem ganzen Leben noch nie Gleitgel verwendet. Millionen mal war mir das schon peinlich, dass ich so feucht werde. Aber es ist eben auch ungemein praktisch, wenn man dann anal eindringen kann ohne Probleme. Ich wäre schon neugierig wie das mit Gleitgel ist. Wie sind Eure Erfahrungen?

Tagebuch

Naja, das ich zum regelmäßigen Bloggen nicht geboren bin war mir ja klar. So wie ich nie gut im Tagebuch schreiben war. Manchmal kommt es über mich. Dann lange eben auch nicht. Ich trage immer einen Skizzenbuch mit mir herum. Seit Jahren. Das fülle ich mit aufgeschriebenen Träumen, Doodles, Zeichnungen, Gedanken und Zitaten – tiefe Einblicke in meine Seele. Aber hier will ich nur meine Gedanken, Gefundenes, Interessanntes zu zwei Themen:
Sex und Gleichberechtigung der Geschlechter.
Im Grunde ist es halt ein Experiment. Ich und WordPress. Ich und Schreiben. Ich und Gedanken teilen.

Ich und der Sexfreund. Das ist nun schon eine lange Geschichte. Nach wie vor finde ich die Bezeichnung perfekt. Er ist ein echter Freund geworden. Ein unfassbar guter Gesprächspartner, ein Mensch, der immer für mich da ist und mit dem ich sehr gerne Sex habe, bei dem ich mich fallen lassen kann.
Natürlich ist das auch eine schwierige Situation. Denn ein wenig verliebt ist der ein oder andere von uns beiden doch immer, denke ich. Ich fürchte immer mehr er als ich. Auch wenn klar ist, dass dies eine „Affäre“ ist, dass es einen anderen Mann gibt. Dass ich auch wenn es den nicht gäbe, ich mit ihm keine Beziehung führen würde. Ich bin mir da recht sicher. Denn so langsam habe ich von Beziehung genug.

Gestohlene Stunden

So befriedigend es auch sein mag. Die gestohlenen Stunden sind anstrengend. Das Leben hat nicht genug Stunden für mich. Morgens das Kind in den Kindergarten bringen, ab zur Arbeit, 5 Stunden auf dem Schreibtischstuhl gefesselt sein, zackig zurück zur Kita das Kind abholen, den Nachmittag entertainen, für Ernährung der familie sorgen, wenn man abends mal frei hat, Sport machen, Freunde treffen und dann auch noch Sex?
Klar, das kennen sicher viele Eltern, dass der Alltag den Sex auffrisst.
Da ich nun aber viele freie Abende genutzt habe mein Leben in vollen Zügen zu genießen frisst Sex eher meine Energie auf. Sorry, ich bin nicht mehr 20. Nach nem stressigen Tag, abends noch Essen gehen oder um die Häuser ziehen und dann noch nachts übereinander herfallen, ging nun eine Weile. Aber diese nächtlichen Stunden gehen nicht nur auf meine Engeriereserven sondern auch ins Geld für abendliche Streifzüge, Essen, Drinks und nächtliche Taxifahrten.
Alkohol spielt leider tatsächlich oft eine Rolle, natürlich nur am Wochenende, aber da man mit Zwerg im Haus ja nie ausschlafen kann rächen sich Alkhohol und Schlafmangel gewaltig.
Ob Alkohol und Musik so oft dabei sind, um locker zu werden? Ob der Sex deshalb so entfesselt ist?

Zuhause hängt der Haussegen schon lange schief. Eine offene Beziehung funtkioniert vielleicht bei einigen. Ich denke, wir sind dafür nicht geeignet. Die Eifersucht schlägt wütend um sich. Ich bin nicht mehr bereit die gefundenen Freuden aufzugeben. Der Mann kann sich nicht recht damit anfreunden. Es kriselt gewaltig. Vielleicht haben wir uns arg was vorgemacht?

Dorothy Parker

Nocturne

Always I knew that it could not last
(Gathering clouds, and the snowflakes flying),
Now it is part of the golden past
(Darkening skies, and the night-wind sighing);
It is but cowardice to pretend.
Cover with ashes our love’s cold crater-
Always I’ve known that it had to end
Sooner or later.

Always I knew it would come like this
(Pattering rain, and the grasses springing),
Sweeter to you is a new love’s kiss
(Flickering sunshine, and young birds singing).
Gone are the raptures that once we knew,
Now you are finding a new joy greater-
Well, I’ll be doing the same thing, too,
Sooner or later.

– Gedicht by Dorothy Parker

Stets wusst ich, dauerhaft wird das nicht
(Wolken ziehn auf, und die Flocken stieben),
Golden glänzt nur noch vergangnes Licht
(Nachtwinde seufzen, der Tag vertrieben);
Feigheit wär’s jetzt so zu tun, als ob.
Aschkalt der Liebe Vulkan am Hang —
Stets wusst ich, dies alles endet als Flop
Über kurz oder lang.

Stets wusst ich, irgendwann ist dann Schluss
(Gräser entsprießen, die Regen plätschern),
Süßer schmeckt dir einer Neueren Kuss
(Sonnenlicht tüpfelt, und Vöglein zwitschern).
Fort ist der Rausch, unser größter Schatz,
Neue Lust suchst du mit größerem Klang —
Ich finde sicher bald Ersatz
Über kurz oder lang.

Eine meiner neuen Entdeckungen.
Die amerikanische Schriftstellerin Dorothy Parker (1893 bis 1967) war eine scharfzüngige Frau. Arbeitete für die „Vanity Fair“ und den „New Yorker“als Theaterkritikerin, gründete einen literarischen Zirkel, verfasste Drehbücher, engagierte sich gegen Nazis, heiratete dreimal und litt anscheinend ständig über Liebeskummer.
Der Eindruck entsteht zumindest beim Lesen Ihrer Gedichtesammlung.
Sehr zu empfehlen, ein wunderschönes Buch. Und rein zufällig ein Geschenk vom „Sexfreund“… : Denn mein Herz ist frisch gebrochen, zweisprachig – Deutsch von Ulrich Blumenbach. Dörlemann Verlag.

Online, offline, online, off

Ich frage mich, ob da hier überhaupt jemanden interessieren wird. Ach eigentlich zweifle ich immer noch daran, ob ich überhaupt zum bloggen geboren bin. Ausgerechnet ich, die immer noch Bücher lesend in der U-Bahn sitzt, die an Bargeld festhält und manchmal zu viel Angst vor Big Brother hat. Ich bin der haptischen Offline-Welt sehr verhaftet.

Online ist doch einfach oft sehr unsexy. Wer hat schon wirklich Spaß an Online-Flirtplattformen? Klar, ist es mal kurzweilig durch Tinder zu swipen, aber sobald es an den Informationsaustausch geht, wird es anstrengend bis gruselig. Bevor man sich auch nur das erste Mal gesehen hat werden alle wichtigen Kritereien abgeklopft. Hast Du Kinder? Willst Du Kinder? Magst Du es zusammengekuschelt einzuschlafen? Halt stopp mag man da schreien. Bevor man dem Wunsch eines Matches nachkommt entblößte Bilder zu schicken, wie wäre es wenn man vorher mal geprüft hat, ob man den anderen überhaupt gut riechen kann? Vielleicht kommt uns unsere Chemie ja eh in die Quere. Am Ende entscheidet schließlich die Nase innerhalb von Millisekunden auf wen wir uns einlassen und von wem wir lieber die Finger lassen.

Auch wenn einem die unkomplizierte Bedienung von zum Beispiel Tinder einem eine enorme Einfachheit und Schnelligkeit vorgaukelt, so ist es doch westentlich aufwändiger auf diesem Wege jemanden kennenzulernen als einfach in der nächsten Bar mit jemandem ins Gespräch zu kommen.

Profile checken, Matches checken, texten, mailen, telefonieren, treffen, da gehen gerne mal Tage oder Wochen ins Land. Ich weiß nicht wie das bei anderen Leuten ist, die meisten Menschen meines Alters haben keine Lust auf langes Geplänkel vorab. Gematcht, schön, schreiben, ja ein wenig und dann aber bitte auch schnell treffen. Und das ist auch gut so. Der Mensch braucht Haptik, echte Nähe.

Wir müssen uns riechen und anfassen können. Sonst baut sich keine elektrische Spannung auf. Das Kribbeln, das wir brauchen, um unser Interesse zu binden. Das Kribbeln, um uns jemandem hinzugeben, jemanden haben zu wollen, begreifen zu wollen.

Klar, läuft nicht jeder seinem zukünftigen Lebensabschnittsgefährten einfach so über den Weg, daher müssen wir wohl oder übel online ausweichen, aber wir tuen uns wohl keinen Gefallen zu viel Zeit im nächsten Chat zu verbringen. In diesem Sinne, genug Online für heute.